Der Steinkauz in Rheinhessen
Der Steinkauz ist unsere kleinste Eulenart in Rheinhessen. Kleiner wäre nur noch der Sperlingskauz, der aber eher in waldreicheren Gegenden vorkommt. Er mag offenes Land zum Jagen und alte einzelne Baumbestände mit großen Astlöchern oder andere Höhlen, auch in Bodennähe. Wo ist jetzt aber das Problem? Rheinhessen ist bekannt für seinen Acker- und Weinbau. Alte Bäume, wie sie auf Streuobstwiesen stehen oder knorrige Kopfweiden mit entsprechenden Asthöhlen sind selten geworden. Getreideäcker wachsen zu schnell auf, als dass der Steinkauz seine Beute, nämlich Mäuse, größere Käfer oder auch Regenwürmer in ausreichender Anzahl, zuverlässig jagen könnte. Übrig bleiben Feldwege, Äcker mit niedrigerer Vegetation und Weinbergslagen. Und hier sind wir wieder beim Thema große, alte Bäume…
Einige Natur- und Vogelschutzverbände haben daher zusammen mit den Vogelschutzwarten vor vielen Jahren Steinkauzschutzprogramme gestartet. Hier geht es darum, mit Hilfe von Nisthilfen und Kartierungen den Bestand zu stabilisieren und wieder auszubauen. Kontrolliert werden kann das Alter und das Wanderverhalten der kleinen Eulen durch eine Beringung der Jungttiere.
Hier kommt jetzt neben vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen auch unsere Arbeit ins Spiel. Jedes Jahr ab etwa Mai/Mitte Mai kontrollieren wir all unsere Steinkauzröhren, auf mögliche Bruten. Sobald die Jungen in einem Beringungsfähigen Alter sind, erhalten sie Ihren „Personalausweis“. Das geschieht nicht einfach so, sondern mit entsprechender behördlicher Genehmigung und vorheriger Schulung.
Jeder Beringer muss sich im Klaren sein, dass wir hier Artenschutz betreiben aber aktiv ins Geschehen eingreifen. Daher muss es oberstes Gebot sein, den Ring so fachgerecht anzubringen, dass er versatzlos und sauber geschlossen keine Beeinträchtigung oder gar ein Verletzungsrisiko darstellt. Die Ringgrößen sind festgelegt und dürfen nicht verändert werden.
Je nach wissenschaftlichen Anforderungen kann es vorkommen, dass Rückschlüsse auf die Nahrung gezogen werden sollen und somit Proben von Mäuseknochen, Käferschalen und ähnliches gesammelt werden. Auch Altersbestimmungen zum Untersuchungszeitpunkt anhand der Federlängen in Kombination mit dem Körpergewicht sind denkbar.
Nach dieser Aktion kommen die Jungvögel zurück in ihre Röhre und werden im besten Fall irgendwann als Wiederfund mit eigener Familie kontrolliert.