Naturfotografie

Have you seen any Muskoxen??

Es ist etwa fünf Uhr morgens, als wir auf unserem Campingplatz, in der Nähe von Oppdal, unseren Motor starten. Es ist zwar ein heller aber nebliger Junimorgen – unsere Mission: Moschusochsen im Dovrefjell finden und fotografieren. Immerhin handelt es sich um die einzige, in Europa lebende Heerde, die sich erfolgreich durch ein Wiederansiedlungsprojekt etablieren konnte.
Mit gemischten Gefühlen steuern wir den Ausgangspunkt für unsere anstehende Wanderung an. Ob das mit dem Wetter noch was wird? Wenigstens stimmt uns die Beschreibung der Wanderroute mit möglichen Aufenthaltsorten der Tiere zuversichtlich.

Es geht los, der Nebel hält sich wacker und wir philosophieren über den Überraschungsmoment, wenn wir plötzlich im Nebel einem ausgewachsenen Moschusbullen gegenüber stehen. Immerhin bringen die, zu den Ziegenartigen gehörenden Hornträger gut 400kg auf die Waage. Ihren Namen verdanken sie dem moschusartigen Duft des Urins, der männlichen Tiere, zur Paarungszeit. Stellt man sich nun dieses 1,50m große (oder kleine) zottelige Tier vor, die Weibchen sind rund zehn Zentimeter kleiner, wirkt es zunächst eher harmlos. Respekteinflößend wirken aber seine Hörner, und gezielt eingesetzt, wirken sie nicht nur als mitunter tödliche Waffe, sondern auch als Rammbock, den die Männchen in der Brunft unermütlich gegeneinander einsetzen.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf, setzen wir unsere Wanderung fort…

Nach leichtem Anstieg, lichten sich die Bäume und wir erreichen das Hochplatteau des Nationalparks mit seiner typischen Vegetation. Ein zuvor noch nie live gehörtes Pfeifen lenkt unsere Aufmerksamkeit auf sich. Das muss ganz klar ein Goldregenpfeifer sein. Einer? Es war beinahe wie ein Begrüßungskomitee. Immer wieder tauchen sie aus dem Nebel auf, verschwinden wieder und lassen sich nur noch durch ihren Ruf orten.

Es wird immer heller. Zunächst kann man durch das eine oder andere Loch in der Nebeldecke ein Stück blauen Himmel erahnen bis sich schließlich der letzte Dunst verzieht und den Blick auf die mit 2286m höchste Erhebung des Nationalparks freigibt. Die Snøhetta!

Der Grund unserer Tour lässt nun auch nicht mehr lange auf sich warten, so erspähen wir bald unsere ersten Moschusochsen. Unter gebührendem Abstand und 500 Millimetern auf der Kamera, lassen sich die Tiere äußerst entspannt und ungestört beobachten und fotografieren.

Wir genießen die Stunden der Einsamkeit und Stille bevor wir schließlich den Rückweg antreten. Ein Snack zwischendurch und ein letzter Ruf des Goldregenpfeifers, als uns die erste Touristengruppe an diesem Morgen entgegen kommt. Sie, mit Ausgehkleidchen und Flipflops, er mit freiem Oberkörper – sonnengegart, medium-rare. Ein schmaler, junger Mann, nassgeschwitzt mit Expeditionsausrüstung für mehrer Tage und geschultertem Stativ – dazwischen die übrigen, nach Luft schnappenden Teilnehmer einer der angebotenen Moschus-Safaris. „Have you seen any Muskoxen???“ – „Yes, of course. Maybe one and half or two hours on this way…“ antworten wir, innerlich schmunzelnd.

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