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„Unkraut“ oder Lebensgrundlage?

Ein, mit seinen pelzigen Blättern und unscheinbaren, kleinen Blüten, durchaus sehr penetrantes, wucherndes Gewächs. Lediglich die meist roten Beeren, die bis in den Spätsommer auftreten und in diesem Kontext für weitere, unliebsame Verbreitung sorgen, fallen deutlich ins Auge.
Die Rede ist von der Zaunrübe! Sie macht ihrem Namen alle Ehre, denn Ihre Austriebe entspringen einer rübenförmigen Wurzel, bevor sie mit ihren langen Ranken und Blättern, gepflegte Hecken und Ziergehölze überwuchern. Diese Rübenwurzel kann je nach Alter eine beachtliche Größe erreichen und macht es beinahe unmöglich, diese Rankpflanze am Stück aus dem Boden zu ziehen, ohne einfach nur die Stengel abzureißen. Noch dazu wurzelt die Zaunrübe auch gerne zwischen den Wurzeln anderer kräftiger Pflanzen, wie zum Beispiel die erwähnten Hecken, weshalb sie dem einen oder anderen ordnungsliebenden Menschen ein Dorn im Auge ist.
Mit etwas Glück kann diese Pflanze grade so mit der passenden Handy-App identifiziert werden, was ihr „wildes“ Leben aber nicht unbedingt verlängert.
Was viele unter uns aber nicht wissen, und offen gesagt gehörte auch ich lange Zeit zu diesem Kreis, gibt es besonders bei dieser Pflanze eine Abhängigkeit, wie sie in dieser Form nicht so oft vorkommt.

Zur Blütezeit tummeln sich hier kleine Bienen, die auf den ersten Blick unserer Honigbiene ähneln. Sie haben sich aber derart spezialisiert, dass sie ausschließlich von der Zaunrübe leben. Diese Tatsache ist Namensgeber für die Zaunrüben-Sandbiene!
Wie der zweite Teil des Namens vermuten lässt, legt sie ihre bis zu zehn Zentimeter tiefen Niströhren in vorzugsweise verdichteten, sandigen oder lehmigen Böden an. An diesen offenen oder leicht bewachsenen Stellen bilden sich, je nach Zaunrübenvorkommen, nicht selten größere Kolonien.
Während die weiblichen Bienen zur Versorgung ihrer Nistkammern ausschließlich Pollen an den männlichen Blüten sammeln, ernähren sich beide Partner vom Nektar der Blüten beider Geschlechter.

Nicht umsonst wurde die Zaunrüben-Sandbiene 2015 zur Wildbiene des Jahres gekührt. Gefährdet ist sie noch nicht aber mancherorts steht ihr Bestand schon unter Beobachtung. Nichtsdestotrotz ist es sicherlich wieder ein Beleg dafür, dass die Zusammenhänge der Natur alle irgendwo eine wichtige Funktion ausüben um Ökosysteme stabil zu halten.

… und wenn das nur eine kleine Ecke im Garten ist, an der die Zaunrübe wachsen darf und die gleichnamige Sandbiene ein Zuhause findet.

Weiterhin gut zu wissen:
In Mitteleuropa gibt es zwei Arten der Zaunrübe:
Weiße Zaunrübe Bryonia alba
Rotfrüchtige Zaunrübe (zweihäusig) Bryonia dioica
Die Zaunrübe ist in allen Pflanzenteilen giftig und kann bei entsprechender Empfindlichkeit zu Hautreizungen führen.

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