Gezielte „Unordnung“ im Garten
Vielen Gartenbesitzern sind vertrocknete Pflanzenteile im Blumenbeet ein Dorn im Auge. Oftmals ist es ja so, dass verschiedene Pflanzen ihre Blüte ein weiteres Mal oder sogar mehrfach zeigen, schneidet man die verwelkte Blüte rechtzeitig ab. Um diese Art der Beetpflege soll es aber gar nicht oder nur indirekt gehen. Vielmehr ist der Umgang mit abgeblühten Pflanzen im Herbst ein Thema, welches man sich naturverbundener Gärtner etwas näher anschauen sollte.
Die zum Herbst hin samenbildenden Stauden können nämlich zum Beispiel als hervorragender Imbiss unseren ziehenden oder überwinternden Gartenvögeln dienen.
Besonders die Heimkehrer im Frühjahr freuen sich über ein paar natürliche „Samenüberbleibsel“ im Garten. Der Girlitz beispielsweise, passt sein Verhalten stark seinem Standort an und kann daher je nach Region Stand-, Strich- oder Zugvogel sein. Seit Jahren kehrt ein solches Pärchen zwischen März und April in unseren Garten und dessen Umgebung zurück. Die vertrockneten Samenstände der Zitronenmelisse enthalten offensichtlich noch genug leckere Samen und sind somit ein hervorragender Willkommenssnack für diese hübschen Vögel.
Samen sind aber nicht alles, was die gefiederten Freunde an unserem Garten schätzen. Besonders die Heimkehrer unter den Vögeln, beginnen meist unmittelbar nach der Ankunft mit der Nistplatzsuche. Einigen kann man mit Nisthilfen unter die Arme greifen und viele andere sind auf natürliche Nistplätze angewiesen. So auch der Girlitz zum Beispiel. Hier kommen meist kleine und große Büsche infrage, die entweder immer noch oder schon wieder belaubt sind. Bei uns sind es zwei Eibenbüsche, die bedingt durch ihren Pflegeschnitt eine relativ dichte „Außenhülle“ gebildet haben, und somit speziell Kleinvögeln einen perfekten Schutz vor den neugierigen Augen, ihrer hungrigen Feinde, bieten können. Daher ist die Regelung ab März keine Büsche und Bäume mehr zu stark zurück zu schneiden oder gar auf Stock zu setzen durchaus berechtigt. Dies gilt zwar zunächst in öffentlichen Bereichen, sollte aber auch im Garten beherzigt werden. Auf diese Weise kann jeder seinen Teil zum Artenschutz beitragen ohne ein Profi mit ausgeprägter Artenkenntnis zu sein!
Wer vom Grünspecht besucht wird, entdeckt evtl. früher oder später Löcher in seinem Rasen. Dahinter steckt weniger ein böser Wille, sondern vielmehr zahlreiche Leckerbissen in Form von Ameisen, die fleißig für die junge Nachkommenschaft in der Naturhöle gesammelt werden.
Während der Hausrotschwanz jede Nische in unserer Umgebung auf Nisttauglichkeit prüft, ist der Zaunkönig lieber im dichten Unterholz unterwegs und versteckt seine Nistkugel ebenso gekonnt wie der Girlitz. Nisthilfen sind hier aber nicht ausgeschlossen – auch in einem Meisenkasten haben wir schon eine Zaunkönigfamilie nachgewiesen…